Ev. Kirchengemeinde Dreihausen-Heskem mit Mölln, Roßberg und Wermertshausen

Unsere Kirchen und Gebäude

Kirche Dreihausen

Für Dreihausen liegen Kastenrechnungen ab dem Jahrgang 1630 vor, die bereits Angaben zum Vorgängerbau unserer heutigen Kirche machen.  Dieser stand etwa an gleicher Stelle, war aber deutlich kleiner und hatte vermutlich keinen Turm, sondern einen Dachreiter, der eventuell die Glocke für eine in den Kastenrechnungen erwähnte Uhr enthielt.  Vom damals dokumentierten Inventar sind zwei  Abendmahlskannen von  1728 und  eine Schraubflasche für Abendmahlswein von 1739 bis heute erhalten.


Die alte Kirche erwies sich aber  im Laufe der Zeit als zu klein, um die Gemeindeglieder der drei  Hausen und Roßbergs aufzunehmen . Vor allem aber zeigte sie  so deutliche Baumängel, dass bereits 1842 von Einsturzgefahr gesprochen wurde. 1851 erhielt das Landratsamt sowie der Pfarrer in Ebsdorf, zu dessen Kirchspiel Dreihausen damals noch gehörte, Anweisung, die Kirche abzubrechen.


Im Juli 1855 wurde der Grundstein für eine neue Kirche gelegt, die schließlich im Oktober 1857 eingeweiht werden konnte.  Baumeister Heinrich Regenbogen aus Marburg  hatte einen  typisch protestantischen  Kirchenraum,   der hauptsächlich auf die Verkündigung von Gottes Wort , also auf die Kanzel, ausgerichtet war,  erstellen lassen. Dem Historismus folgend wählte er u.a. bei den Spitzbogenfenstern mit Maßwerk, dem Portal und der Turmbekrönung  gotische Bauelemente .


Die Orgelbauwerkstatt Dickel aus Treisbach baute eine neue Orgel auf die Westempore der Kirche.  Das neue Geläut wurde in Windecken bei Hanau gegossen.


Die politische Gemeinde Dreihausen übernahm fast die gesamten Baukosten der neuen Kirche und finanzierte sie hauptsächlich aus dem Verkauf von Gemeindewald. Im folgenden Jahr 1858  entstand das Kirchspiel Dreihausen, indem sich die Dörfer Dreihausen, Heskem, Mölln, und Roßberg von der Mutterkirche in Ebsdorf lösten.


Bereits nach 50 Jahren zeigten sich  große Bauschäden (u.a. starker Holzwurmbefall in Decke und Dachstuhl), die eine Renovierung ab 1910 notwendig machten. Hierbei  wurde  auch der Altarbereich verändert, indem  der sogenannte Pfarrstand (der verglaste Raum unterhalb der zentralen Kanzel) um die Hälfte verkleinert  und der Kanzelaufgang  in dessen Inneres verlegt wurde, damit die 1906 angeschafften Buntglasfenster an der Chorwand besser zur Geltung kamen.


Im  1. Weltkrieg mussten die Glocken und sogar die Prospektpfeifen der Orgel für die Rüstungsindustrie abgegeben werden.  Zwei neue Bronzeglocken schaffte man  1924 und 1925 an. 1938 entstanden im Zuge eines neuen Innenanstriches die Bilder der vier  Evangelisten am Kanzelkorb.  1939  erhielt die Kirche eine elektrische Läuteanlage. Das Geläut fiel  im 2.Weltkrieg erneut  der Kriegsindustrie zum Opfer.  Der damalige Pfarrer Wittekindt berichtet jedoch, dass  die wertvolle Johannisglocke aus der  Pfarrkirche in Marburg auf  Bitten der Marburger Gemeinde in Dreihausen aufgenommen und so wohl   vor der Einschmelzung bewahrt wurde.  1951 konnte ein neues dreistimmiges Geläut angeschafft werden.  Zum 125. Jubiläum der Kirche kam 1982 eine vierte Glocke hinzu. Zuvor war auch die Orgel restauriert  und dabei in ihren ursprünglichen Zustand versetzt   worden.


Der 150-Jahrfeier in 2007 ging eine Renovierung des Kircheninnenraumes voraus,  bei  der die Holzteile wieder ihren dem einheitlichen Grau  vorausgehenden braungemaserten Anstrich erhielten.


1. Der Text ist eine Zusammenfassung von Teilen ,eines unveröffentlichten Aufsatzes, von  Peter Heithmann-Unglaube. zur Geschichte der „Kirchen des Kirchspiels Dreihausen“.

Kirche Heskem

Die Kirche in Heskem ist in ihren Ursprüngen die älteste unserer Kirchengemeinde.


Die Bauzeit des mittelalterlichen Wehrturmes lag vermutlich im frühen 13.Jahrhundert. Sein Bruchsteinmauerwerk war ursprünglich verputzt, behauene Sandsteine bilden seine Ecken,  Wasserspeier, Fenster- und schlitzscharten sowie die anfänglich offene Wehrplattform zeugen davon, dass  er zusammen mit der ringförmigen Kirchenmauer  wichtiger Teil  der Heskemer Wehranlage gegen durchziehende Feinde war. Erst im Spätmittelalter erhielt er  seinen heute das Dorfbild prägenden steil abfallenden Pyramidenhelm.


Das zum Turm gehörende spätromanische Kirchenschiff war bedeutend kleiner  als seine Nachfolgebauten.  Sein Chorraum  mit dem Altar befand sich im Turm und wurde später vermauert. Heute ist er durch eine Tür hinter dem Altar zugänglich und erinnert durch drei Glockenseillöcher in der Decke an die Zeit, als  noch von Hand geläutet wurde.


In der Zeit nach der Reformation, als die Predigt in den Mittelpunkt des evangelischen Gottesdienstes rückte, wurden ein Gestühl und eine Kanzel nötig. Für die reich mit Schnitzereien verzierte  Kanzel  ist ein Neuaufbau für 1619 belegt.  Eine Glocke schaffte man 1653 an. Von 1656 ist eine Abendmahlskanne bis heute erhalten.

Ab 1765 erfolgte ein umfassender Umbau mit Vergrößerung der Kirche . In dieser Zeit entstand vermutlich auch das auf dem Altar befindliche Kruzifix.


Von dem romanischen sowie dem barocken Kirchenschiff sind jeweils ein Relikt im jetzigen Kirchenbau enthalten :  Steine des romanischen Portals wurden für den Eingang der Sakristei wiederverwendet, der Sturz des barocken Portals mit der Jahreszahl 1765 findet sich an einem Anbau des Turmes wieder. Dieser Anbau beherbergt auch wertvolle historische Grabsteine, die dort darauf warten, wieder in den Blickpunkt der Öffentlichkeit zu gelangen.


Seit 1861 befand sich eine Orgel  in der Kirche, die auf einer Empore über dem Altar stand.


In der Folgezeit verhinderten u.a. finanzielle  Gegebenheiten, die Renitenzkämpfe und schließlich der Ausbruch des 1.Weltkrieges eine sehr lange geplante Vergrößerung  des Kirchenschiffes.


Erst 1923 begann man mit dem Abriss der alten und Neubau der neuen Kirche aus Basaltsteinen, dessen Fertigstellung   allerdings durch den Einsturz des Westgiebels  bis 1925 verzögert wurde.


Ebenfalls 1925 konnten drei neue Glocken angeschafft werden, die allerdings später der Rüstungsindustrie des 2.Weltkrieges zum Opfer fielen. 1949 erhielt die Kirche ein neues dreistimmiges Geläut. Die Firma Bosch aus Kassel baute 1957 eine neue Orgel ein.


Umfassende Sanierungen erfolgten 1960-62 und schließlich über mehrere Jahre hinweg bis zum Abschluss 2001, als der Kircheninnenraum seine heutige farbliche Fassung erhielt. 1


1. Der Text ist eine Zusammenfassung von Teilen ,eines unveröffentlichten Aufsatzes, von  Peter Heithmann-Unglaube. zur Geschichte der „Kirchen des Kirchspiels Dreihausen“.

Kirche Roßberg

Die Roßberger Kirche wurde 1753 von den Roßbergern (etwa 25 Haushalte) gebaut. Vor Baubeginn wurde ein Großteil des Waldes auf dem Roßberg gerodet – die Baukosten wurden vom Ertrag beglichen. Es war damals durchaus üblich, dass in kleineren Dörfern die Bewohner – mit oder ohne „Baumeister“ – selbst eine Kirche errichteten. In den meisten Dörfern wurde nach einigen Jahren das Gebäude der hiesigen Kirche überlassen oder verkauft; in Roßberg blieb dieser Schritt aus: So ist die Kirche immer noch Eigentum der politischen Gemeinschaft (jetzt: Gemeinde Ebsdorfergrund).


Die Roßberger gehörten dem Kirchspiel Ebsdorf an. Bis 1753 mussten sie für alle kirchlichen Feier- und Bettage nach Ebsdorf. Nach dem Bau der eigenen Kirche kam der Pfarrer für Beerdigungen und zwei Mal im Jahr für das Abendmahl nach Roßberg (er musste dazu gebeten und entlohnt werden). Bereits 1754 fand die erste Beerdigung in Roßberg statt. Ab 1756 konnte man einen Ebsdorfer Lehrer engagieren, der regelmäßig Lesegottesdienste in der Roßberger Kirche abhielt. Nach 1762 hatten die Roßberger auch ihre eigene Schule und der Dorflehrer übernahm diese Lesegottesdienste.


Aus 1813 wird berichtet, dass der Andrang in der Kirche manchmal so groß war, dass die besten Plätze verlost werden mussten.


Im Jahr 1857 wurden die Roßberger dem neuen Dreihäuser Kirchspiel angegliedert.


Als Hessen Teil von Preußen wurde, hatte 1873 eine staatlich verordnete Kirchenreform auch in Roßberg schwerwiegende Folgen: der Dreihäuser Pfarrer Schedtler war damit nicht einverstanden und predigte schliesslich mit einer Gruppe gleichgesinnter Pfarrer in einer abgespaltenen Kirche, die „Renitenten“. Die große Mehrheit der Bevölkerung schloss sich ihm an, aber die alte Landeskirche beharrte auf ihrem alleinigen Nutzungsrecht der Roßberger Kirche. Rund 80 % der Roßberger Einwohner durften ihre eigene Kirche nicht mehr legal benutzen! Und obwohl beim damaligen Reichsgericht in Leipzig, 1881 das Eigentum der politischen Gemeinde bestätigt wurde, dauerten die Auseinandersetzungen über die Benutzung der Kirche bis 1925 an, als beide Kirchen sich auf eine gemeinsame Nutzung einigten.


Das Gebäude musste häufig renoviert werden. Reparaturen an der Uhr sind belegt in 1826, 1835, 1877, bis die Uhr gegen 1900 endgültig entfernt wurde. Kleinere und größere Reparaturen gab es spätestens in 1865, 1890, 1908, 1950, 1970, 1984 und 1999-2000. Bis 1908 gab es dann immer Diskussionen: die Kirche(n) erwünschten sich bestimmte Ausbesserungen, die politische Gemeinde (als Eigentümerin) sollte bezahlen, aber ihr damaliger Vertreter – der Bürgermeister – war immer noch erzürnt, dass die Bevölkerung nicht unbegrenzt Zugang zum Gebäude hatte oder läuten konnte, wann sie wollte. Schliesslich einigte man sich aber. Die beendet geglaubte Auseinandersetzung flammte 1999 noch einmal auf, als die Gemeinde Ebsdorfergrund vor Beginn einer wirklich großen Renovierung auf eine breitere Benutzung bestand. Erneut wurde versucht zu klären, welche formellen Rechte und Pflichten für Eigentümer und Benutzer aus der Vergangenheit hervorgingen, bis eine informelle Einigung zustande kam.


Die Kirche von Roßberg ist eine (inzwischen seltene) Fachwerkkirche mit dreiseitigem Chorabschluss und einem sechseckigen Mitteldachreiter. Die Konstruktion mit auskragendem Giebelgeschoss zeigt eine traditionelle Bauweise mit durchgehenden Eckpfosten und dreiviertellangen Querstreben zur Windaussteifung. Das Emporengeschoss liegt innen vor der Wand auf eigener Tragkonstruktion. Prägender Bestandteil des Innenraumes ist der kräftige Hauptlängsunterzug mit der dazugehörigen, reich profilierten Mittelstütze.


Die Kirche ist fast 10 Meter lang, 6,5 Meter breit und (ohne Dachreiter) 8,75 Meter hoch. Sie hat zwei Glocken: eine große Glocke aus dem Jahr 1653, die 1952 von Heskem erworben wurde und eine kleinere Glocke aus 1937.


1990 wurde ein altes Harmonium durch eine neue Orgel ersetzt.


Weitere Kostbarkeiten: ein Abendmahlgeschirr, gestiftet im 18. Jahrhundert von Anna Elisabeth Klosin, und ein hölzerner Corpus, vermutlich aus der Zeit zwischen 1750 und 1800 (2001 restauriert).


Seit der umfangreichen Renovierung in den Jahren 1999-2001, die mit großartiger finanzieller und handwerklicher Unterstützung aus der Bevölkerung ausgeführt wurde, wird das Gebäude ab und zu auch für nicht-religiöse Zwecke (Vorträge u. Ä.) genutzt.


Die Gemeinde Ebsdorfergrund gestaltete außerdem das Kirchenumfeld zeitgemäß um, damit eine neue Dorfmitte entstehen konnte.


2012 wurde die Kirche wieder mit einer Kirchturmuhr und einer Stundenglocke versehen. Uhr und Glocke wurden durch Spenden finanziert.


Quelle: Werner Böckler

Kirche Wermertshausen

Als Siedlung mit dem Namen „Werenbrahteshusen“ ist das Dorf schon um 780 belegt und wurde zum Lahngau gerechnet. Wermertshausen heißt es erst seit dem 16. Jahrhundert. Lange gehörte der Ort zum Gericht Ebsdorf und war ursprünglich in die dortige Kirchengemeinde eingepfarrt. Als Teil dieses Gerichtsbezirks kam es noch im 12. Jahrhundert in den Besitz des Mainzer St. Stephanstifts. Im späten Mittelalter (1431) ist die Siedlung verlassen. Sie teilt das Schicksal vieler kleiner Dörfer zu jener Zeit. Wirtschaftliche Not zwingt zur Landflucht oder Kriegund Pest dezimieren die Bevölkerung. Landgraf Philipp erteilt den Nordecker Herren Rau v. Holzhausen im Jahr 1525 den Auftrag, das Ortsgebiet neu zu besiedeln. Ein Jahr später erhalten sie es als Lehen.


Spätestens seit 1577 gehört Wermertshausen kirchlich zur Pfarrei Winnen. 6 Haushalte zählte das Dorf damals. Zum Gottesdienst gingen die Wermertshäuser rund 5 Kilometer durch den Wald Richtung Nordeck zur Winnener Kirche. Den Namen „Totenweg“ hat diese Strecke bis heute, weil die Verstorbenen für Beerdigungen nach Winnen gebracht wurden. Zuletzt war dies im Jahr 1772 der Fall. Am Ende des Dreißigjährigen Krieges 1648 ist das Dorf wieder entvölkert und zählt auch ein Jahrhundert später nur 21 Einwohner.


Als Filiale von Winnen bekam Wermertshausen erst Mitte des 18. Jahrhunderts eine eigene Kirche. Unter dem Portalgiebel liest man auf einer geschnitzten Ziertafel: „Diese Kirche ist erbaut wortten durch: 22 Man / Ach Gott tät Dir befohlen sein alle die hir gehen aus und ein / SOLI DEO GLORIA / Im Jahre Christi 1755“. Die hölzerne Tafel zeigt in der Mitte einen Sonnenstern mit 12 Strahlen im radförmigen Kranz. Es handelt sich nicht um das Mainzer Rad, wie manchmal gemutmaßt wird. Das Rad oder der Stern wird von zwei doppelschwänzigen Löwen flankiert. Die beiden Tiere erinnern an herrschaftliche Wappen wie jenes, das über dem Portal der Nordecker Burgkapelle prangt. Aber im Ganzen ist es doch ein Original, dessen Herkunft man nur raten kann. In Anbetracht der Tatsache, dass für den Kirchenbau Teile aus anderen Häusern verwendet wurden, ist es wahrscheinlich, dass der Sonnenstern einst woanders hin gehörte. Ähnliche Darstellungen einschließlich der Wappen-tragenden Tiere sind auch von Innungszeichen bekannt. Hat ein geschickter Handwerker etwa das Symbol der Wagner zur jetzigen Gestalt umgearbeitet? Oder diente die Tafel vorher gar als Schild für eine Gaststätte „zum Stern“ oder „zur Sonne“?


Dem hölzernen Treppenaufgang zur Kanzel sieht man noch an, dass er vorher in einem anderen Gebäude eingebaut war und für den neuen Zweck heraus gesägt worden ist. Die Wermertshäuser haben ihre Kirche mit großem Enthusiasmus selbst errichtet. Das brachte allerdings auch Schwierigkeiten mit sich. Wilhelm Mühlhausen schreibt in seiner Dorfchronik: „Bei der Frage, an welchem Platz das Kirchlein 1755 erstehen sollte, muß es wohl zu ernstlichen Meinungsverschiedenheiten gekommen sein, denn ein Brief des Superintendenten ]oh. Aug. Junghenn, Marburg vom 19. Nov. 1755 mahnt zum Vergleich und Frieden. - Mündlicher Überlieferung nach soll damals das im Oberdorf abgeladene Bauholz der Kirche nachts von den Unterdörfern an den heutigen Kirchenplatz getragen worden sein, sogar Frauen sollen dabei mitgeholfen haben.


Dienstumfang und Bezahlung des Pfarrers wurden nach anfänglichen Unsicherheiten am 15. ]uni 1819 langfristig geregelt. Der Vertrag sieht vor: Der Winnener Pfarrer habe „alle 14 Tage dort Gottesdienst zu halten gegen Lieferung von 16 Mött Hafer.“ Die Menge entspricht ca. 800 kg. Es wird erzählt, dass Pfarrer Hilbert (Amtszeit: 1925-51) sich einst geweigert haben soll, nach Wermertshausen zu kommen, nachdem in der schlechten Zeit die vereinbarte Lieferung ausgeblieben sei. Der Hafer diente als Futter für die Pferde, die ihn per Kutsche zum Gottesdienst bringen sollten. Ein Wermertshäuser Kirchenvorsteher kam nach Winnen und erhob Einspruch mit dem Argument: Christus habe seine Jünger beauftragt mit den Worten „Gehet hin in alle Welt“, vom „Fahren“ habe er nichts gesagt. Der für seinen Humor bekannte Pfarrer ließ sich davon umstimmen.


Die Kirche ist ein typisch hessischer Fachwerkbau. Im Dachreiter waren ursprünglich zwei Glocken untergebracht, die bei der letzten Renovierung durch eine einzelne größere Glocke ersetzt wurden. Zeitweilig war die Kirche außen völlig verputzt. 1926 war das Gebäude in einem so schlechten Zustand, dass das Landeskirchenamt nahe legte, die Kirche abzureißen und auf einen Neubau zu sparen. Sie ist jedoch geblieben und wurde in der Zwischenzeit mehrfach renoviert. Anfang der 80er ]ahre entstand der neue Altar nach einem Entwurf des Architekturbüros Himmelmann (Marburg). Der Alte hatte sich wegen seiner überdimensionierten Größe als unpraktisch erwiesen.


In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts verbreiteten sich Darstellungen der Zwölf Apostel als Emporenbemalung in den Kirchen unserer Region. Die Bilder in Wermertshausen sind zum Beispiel mit denen in Wetterfeld und Bellnhausen verwandt und sie folgen einem ähnlichen Programm: Jesus trägt als auferstandener Weltenherrscher das Symbol der Kreuz-bekrönten Kugel. Er ist der „Salvator Mundi“, der Erlöser der Welt. Umgeben wird er von seinen Jüngern, den Aposteln ((Mk. 3, 16-19). Zwischen den Aposteln findet man auch Paulus, der eigentlich nicht zum ursprünglichen Kreis der Zwölf gehört. Der „Verräter“ Judas Iskariot fehlt. An seiner Stelle findet man in Wetterfeld und Bellnhausen den Apostel Matthias, der nachgewählt wurde, um den Platz des Judas einzunehmen (Apg. 1, 15-26). In Wermertshausen hat man auf beide verzichtet. Stattdessen kommen drei andere Motive vor: Der Sündenfall mit Adam, Eva und der Schlange beim Baum der Versuchung, eine Kreuzigung mit Maria und Johannes unterm Kreuz und eine Darstellung von Johannes dem Täufer. In Bellnhausen und Wermertshausen sieht man - anders als in Wetterfeld – nur einen Jakobus. Bellnhausen zeigt den Apostel mit Hut, Wanderstab und Muschelschmuck. Dort ist es also Jakobus der Ältere, ein Sohn des Zebedäus. So wird er in langer Tradition als Pilger dargestellt. In Wermertshausen dagegen schaut Jakobus der Jüngere von der Empore herab, erkennbar am Symbol der „Walkerstange“, die hier als Knüppel ausgeführt ist. Bei aller Ähnlichkeit fallen also Unterschiede in der Symbolik auf, bei der Beschriftung, vor allem aber im Stil. Die Ausmalungen in diesen Kirchen stammen nicht von demselben Künstler. Im Vergleich sind die Wetterfelder Malereien aus dem Jahre 1751 die älteren. Die Bellnhausener Apostel entstanden – womöglich davon angeregt - rund 30 Jahre später. Aus derselben Zeit stammt auch die Wermertshäuser Emporenbemalung. Bellnhausen wird als direktes Vorbild für sie gedient haben. In Bellnhausen fallen außerdem die beiden Stuckmedaillons in der barocken Decke auf. Sie zeigen einen Pelikan mit Jungen und einen Schwan. Ob Wermertshausen einen ähnlichen symbolischen Deckenschmuck besessen hat, kann heute nicht mehr gesagt werden. Bei den Malereien jedenfalls ist die Ausführung in Wermertshausen einfacher. Die Figuren erscheinen nicht so plastisch und manchmal sind die Proportionen etwas verrutscht. Bemerkenswert ist die rechte, auf Christus hinweisende Hand von Johannes dem Täufer: Sie hat sechs Finger!


Lange Zeit waren die Malereien in Wermertshausen unter einem ganzflächigen Farbanstrich verborgen. Erst 1955 wurden sie wieder freigelegt. Was noch erkennbar war, wurde vom Kirchenmaler Faulstich aus Allendorf/ Lumda restauriert oder ergänzt. Die Figuren besitzen einen rustikalen Charme. Besonders ernst wirken sie nicht. Bartholomäus beispielsweise schielt ein wenig und mit sichtlicher Freude hält er ein Messer an den Arm. Es ist, als würde er spielerisch demonstrieren, welchen Tod er erlitten hat. Man hat ihn gehäutet. Er jedoch scheint diese Tatsache mit ausgesprochenem Humor zu nehmen. Ähnlich verhält es sich mit den anderen Aposteln. In der Kunstgeschichte begegnen diese Gestalten häufig in der Pose des Siegers. Das Marterwerkzeug erscheint nicht mehr als Waffe, die ihnen den Tod brachte, sondern als Zeichen ihres Sieges, mit dem sie das Böse überwunden haben. Denn sie blieben ihrem Glauben bis zuletzt treu. Die teilweise etwas drollig aussehenden Apostel in Wermertshausen geben diesem Gedanken eine eigene Note. Sie posieren nicht machtvoll, sondern lächeln. Sie reizen den Betrachter zu demselben Schmunzeln, das sie zeigen. Es sind keine geschönten Modelle, sondern markante Typen. Sie dürfen etwas „schräg“ sein. Darin sind sie normalen Menschen gleich. Diese Heiligen stehen nicht in unerreichbarer Ferne. So, wie sie sind, mit ihren Makeln und Eigenarten, erscheinen sie sehr lebensnah und verbinden das mit einer einzigartigen Dosis Humor.


Diese Apostel lassen daran denken, dass die Kirche aus Menschen besteht, die fehlerhaft sind und manchmal sogar lächerlich. So ist die „Gemeinschaft der Heiligen“ von Anfang an gewesen. Doch diese Gemeinschaft kann offenbar „gut Lachen“ haben, denn sie hat den Erlöser in ihrer Mitte.


Auszug von dem Kirchenführer von Markus Zink zur Kirche Wermertshausen.


(Quelle: Markus Zink, Die Pfarrei Winnen. Kirchen - Kunst - Geschichte", Ev. Medienverband Kassel, 2004)

Fotos aus den Kirchen

Pfarrhaus

Das Pfarrhaus in Dreihausen

Nachdem die evangelisch-lutherische Pfarrei Dreihausen im März/April 1858 gegründet worden war und eine neugebaute Mutterkirche auch vorhanden war, fehlte für Pfarrer Schedtler nur noch ein Pfarrhaus. Zunächst musste er noch zur Miete wohnen. Doch schon am 19. Mai 1858 protokolliert das Konsistorium in Marburg:


"Die Genehmigung zur Ausführung des gedachten Neubaues nach Masgabe des vom Landbaumeister aufgestellten Situations- und Bau-Risses wird erteilt, wonach Kurfürstliche Polizei-Direction das Erforderliche zu besorgen hat."


In Wetter stand ein repräsentatives Fachwerkhaus „auf Abbruch“ zum Verkauf. Es war dort von dem Rechtsanwalt Karl Kümmell (1796-1870) gebaut worden. Nun verkaufte es sein Bruder, der dortige Oberpfarrer Gottfried Kümmell (1801-1872) dem Kirchspiel Dreihausen. Neben dem Dreihäuser Pfarrer Schedtler und dem Frankenberger Pfarrer Dettmering (später Dreihausen) gehört auch Pfarrer Kümmell zu den späteren renitenten Pfarrern. Wie Dettmering ist Kümmell allerdings der Landeskirche treu geblieben.

 

Fachwerkhäuser galten als bewegliche Güter, die abgebaut und woanders wieder aufgebaut werden konnten. Aber nicht alles Baumaterial konnte weiter verwendet werden, dieses wurde verkauft, anderes musste zusätzlich erworben werden.


Des weiteren wurde ein Grundstück gebraucht: „dem Ludwig Walter“ wurde entsprechendes Land abgekauft. Das Pfarrhaus ist im nächsten Jahr dann vollendet worden.  Eine Abschlussrechnung über den Bau des Pfarrhauses und der Pfarrscheune aus dem Jahre 1861 liegt bei den Pfarrhausakten:


So wurden für das Land 100, für das Haus in Wetter 730 und für weitere Baumaterialien 413, für Handwerker 2041 Thlr. aufgewendet. Insgesamt kostete die Errichtung des Komplexes 4598 Thaler. Die Kirchengemeinde steuerte durch Collekte 84 Thaler bei (1,8 %).


1873 brach die Oberhessische Renitenz aus. Pfr. Schedtler gehörte zu den Anhängern, die nicht bei der Landeskirche blieben. Er mußte 1874 innerhalb von 3 Tagen das Pfarrhaus räumen. Der nächste Pfarrer Lippe versorgte Dreihausen von Rauisch-Holzhausen aus mit. Dann zog Pfr. Seibert ein – ohne Familie! Er wusste wohl warum! So wurde er auch nachts durch pochen an den Wänden gestört und verängstigt, die meisten Dreihäuser waren Anhänger der Renitenz und wollten ihn wieder loswerden. Die Folge war: Einige Zeit mussten jeweils zwei Dreihäuser nachts das Pfarrhaus bewachen.

 

Im Oktober 1874 wurde dann Pfr. Dettmering nach Dreihausen strafversetzt, da auch er sich ja in Frankenberg nicht obrigkeitsgetreu verhalten hatte. Nun wurde das Pfarrhaus wieder von einer Pfarrfamilie bewohnt. Ihm folgten im Haus die Pfarrfamilien Aßmann, Naumann, Ernst und Wittekindt. In der Nachkriegszeit kamen Einquartierungen hinzu. Dann die Familien Wendel, Schoenborn. Heinicke und seit 1995 Familie Kaese.


Im Laufe der Jahre mussten natürlich immer wieder Renovierungsarbeiten am Pfarrhaus ausgeführt werden. So schrieb z.B. Pfarrer Wittekindt im Jahre 1957:


"Im Sommer 1956 wurde nun mit den lange fälligen umfangreichen Arbeiten am Pfarrhaus begonnen. Die Reparaturen umfaßten Neuputz des ganzen Hauses, Kanalisierung, Reparatur des Daches, eine neue Treppe und Auslegung des oberen Flures, der Treppe und des Bades und Wohnzimmers mit Pegulan. Ebenso wurde der gesamte Flur neu hergerichtet. Der Vorgarten wurde durch ein Gitter (mit Betonuntermauerung) abgeschlossen. Die pol. Gemeinden gaben: Dreihausen und Heskem je 2500 DM, Roßberg 700 DM und übernahmen den Abtrag des Darlehn des LKA von 3000 DM. Den Rest zahlte die Kirchenkasse Dreihausen. Objekt über 10000 DM." (Wenn man nachrechnet bleiben 13 % für die Kirchenkasse).


Nach seiner Pensionierung wurde das Pfarrhaus, das bis dahin verputzt war, mit Platten verblendet. Optisch eine für die damalige Zeit ansprechende, typische Lösung.


Die Pfarrscheune wurde nicht mehr benötigt, sie wurde abgerissen. Ein großer Hof entstand nun.


Leider wurden vom Landeskirchenamt in Kassel seit der Vakanzrenovierung nach dem Weggang des nächsten Pfarrers Wendel trotz stetigen Anträgen aus Kostengründen keine grundlegenden Renovierungsmaßnahmen genehmigt, so regnete und insbesondere schneite es über 25 Jahren durch das Dach. Durch die äußere Isolierung und zusätzlich Verkleidung mit den Platten unterblieb die für Fachwerk lebenswichtige Belüftung. Auch der Holzwurm, Ameisen und Mäuse arbeiteten am Gebäude, so dass für das Haus eine sehr große Renovierung nötig geworden war.


2007 stand der Kirchenvorstand der Kirchengemeinde Dreihausen-Heskem vor der Entscheidung das Pfarrhaus zu verkaufen, da die Entscheidungsträger aus Kassel, alarmiert durch sehr lang- und aufwendige Restaurierungen von alten Fachwerkpfarrhäusern, kein weiteres Geld in das Gebäude investieren wollten.


Der Kirchenvorstand wurde aufgefordert das Haus zu verkaufen, damit ein neues Pfarrhaus gebaut werden kann. Trotz einiger Anfragen konnte der Verkauf nicht realisiert werden, wahrscheinlich auch weil es mittlerweile unter Denkmalschutz gestellt wurde. Damit entfiel auch die zweite Option, das Pfarrhaus abzutragen und auf dessen Platz ein neues Pfarrhaus zu errichten.


Da das Pfarrhaus auch eine bewegte geschichtliche Vergangenheit, für beide evangelischen Gemeinden am Ort, hatte, erschien es dem Kirchenvorstand sinnvoll daran festzuhalten. Mit den Entscheidungsträgern aus Kassel fand dann 2010 eine Sitzung statt, die den Weg ebnete, das Pfarrhaus zu erhalten. Voraussetzung für die Zusage landeskirchlicher Gelder für die Finanzierung war, dass sich die Kirchengemeinde im Gegenzug vom Martin-Luther-Haus trennen musste. Da auch dieses Haus einen jährlichen hohen Kostenbedarf hatte, der nicht durch die Haushaltsmittel der Kirchengemeinde gedeckt werden konnte, und da obendrein die Nutzung seit einiger Zeit rückläufig war, sah sich die Landeskirche dazu gezwungen, keine weiteren Summen in dieses Haus zu investieren.


Ab 2011 konnte daher das Pfarrhaus saniert und so umgebaut werden, dass im unteren Bereich Gemeinderäume und Pfarramtuntergebracht wurden. Die Pfarrfamilie erhielt die oberen Räume zum Wohnen. Beide Bereiche sind nun getrennt. Die neuen Gemeinderäume wurden bisher sehr gut angenommen und haben auf der deutlich kleineren Fläche selbst für unsere großen Osterfrühstücke mit mehr als 100 Teilnehmern ausgereicht.                        


Von Dr. W. Garbade